FDP-Regionsfraktion besucht mit Garbsener Bürgermeister Dr. Christian Grahl, Dr. Stefan Birkner (MdL) und Grigorios Aggelidis (MdB) das Bildungszentrum der Handwerkskammer in Garbsen.


Die FDP-Fraktion Region Hannover, der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Niedersächsischen Landtag Dr. Stefan Birkner, der örtlich zuständige FDP-Bundestagsabgeordnete Grigorios Aggelidis und Prof. Dr. Hans-Jörg Jacobsen, Vorstandsmitglied der FDP Garbsen, waren am Donnerstag, 13.08.2020, beim Bildungszentrum der Handwerkskammer Hannover in Garbsen zu einem Werkstattgespräch „Handwerk trifft Politik“ zu Gast. Begleitet wurde die FDP-Delegation vom Garbsener Bürgermeister Dr. Christian Grahl (CDU). Der Präsident der Handwerkskammer Hannover Karl-Wilhelm Steinmann, der Hauptgeschäftsführer Peter Karst, Geschäftsführer Dietmar Rokahr und weitere Leiter der Geschäftsbereiche „Wirtschaftspolitik und Unternehmensberatung“ und „Lernortentwicklung und Ausbildungsberatung“ diskutierten mit den FDP-Vertretern insbesondere Fragen zur Entwicklung des Ausbildungsplatzangebotes im Bereich der Handwerks-Ausbildungen unter den erschwerten Bedingungen aufgrund der Corona-Pandemie. 

Der Präsident der Handwerkskammer Hannover Karl-Wilhelm Steinmann informierte darüber, dass viele Handwerksbetriebe im Kammergebiet dringend Auszubildende suchen. In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Hannover sind aktuell rund 680 Ausbildungsplätze verfügbar. Steinmann und Hauptgeschäftsführer Peter Karst wiesen darauf hin, dass noch bis zum 01.10.2020 der Beginn einer Ausbildung möglich ist. Auf Nachfrage des Vorsitzenden der FDP-Fraktion im Niedersächsischen Landtag Dr. Stefan Birkner, ob die von der Bundesregierung ausgelobten Ausbildungsprämien für die ausbildenden Betriebe wirksam seien, betonte Karst, dass die Prämie kriterienbedingt im Handwerk keine Wirkung entfalten werde. Vielmehr würden Betriebe dringend Auszubildende suchen. Allerdings seien die Bewerberzahlen bislang aufgrund der aktuellen Phase der Corona-Pandemie rückläufig. Viele junge Menschen hätten sich aufgrund der aktuellen Unsicherheiten in Bezug auf die wirtschaftliche und die Ausbildungsplatz-Entwicklung für die Verlängerung ihrer schulischen Ausbildung entschieden. So sei zum Beispiel die Nachfrage nach den einjährigen Angeboten der Berufsfachschule zuletzt merklich gestiegen. Handwerkskammerpräsident Steinmann, Hauptgeschäftsführer Karst und Steffen Spitzner, Abteilungsleiter „Zentrale Dienste Campus“, adressierten an die Politik, die Ausbildungszentren der Handwerkskammern mehr in den Fokus zu nehmen, denn diese hätten die Hauptlast der Beschränkungen in der Ausbildung während der Corona-Pandemie zu tragen. Im Bereich des Hauptbildungsauftrags der überbetrieblichen Ausbildung sei es erklärtes Ziel der Handwerkskammer, dass es wieder zu einer paritätischen Drittel-Teilung zwischen der Finanzierung zwischen Bund, Land und Unternehmen kommen müsse, damit die ausbildenden Betriebe nicht überfordert werden.

 

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Grigorios Aggelidis wollte wissen, welche zusätzlichen Akzente die Politik nach Auffassung der Handwerkskammer Hannover setzen müsse, um die Nachfrage nach und Angebote von Ausbildungsplätzen besser in Einklang zu bringen. Handwerkskammerpräsident Steinmann erläuterte, dass das Zusammenbringen von Schülerinnen und Schülern mit den Handwerksbetrieben in der Zeit des Corona-bedingten Lockdowns gelitten habe, da die etablierten Berufsinformationsveranstaltungen und die Beratung in allgemeinbildenden Schulen nicht durchgeführt werden konnten. Der Leiter des Bereiches „Lernortentwicklung und Ausbildungsberatung“ der Handwerkskammer Peter Schaal führte aus, dass im Herbst 2020 zahlreiche weitere Veranstaltungen durch die Handwerkskammern in Vorbereitung sind, mit denen für verschiedene Berufsfelder im Handwerk geworben werden soll, in denen noch viele Ausbildungsplätze frei sind – aktuell insbesondere in den Berufen „Elektrotechnik“ und „Haustechnik“. So wird u. a. für den 24.09.2020 das alljährliche Azubi-Speed-Dating vorbereitet, die Vocatium 2020 im Hannover Congress Centrum am 08./09.10.2020, eine Fachmesse für Ausbildung und Studium, die Veranstaltung „Mädchen ins Handwerk“ vom 27.-30.10.2020 am Standort in Garbsen und die digitale Berufsorientierungsmesse #bestjobever - eine Kooperationsveranstaltung mit Region Hannover und Landeshauptstadt Hannover, erreichbar online über Instagram, Youtube und Facebook am 30.10.2020. Außerdem werde noch in diesem Monat am 27.08.2020 ein Elterninfotag ausgerichtet: Zwischen 14:00 und 17:00 Uhr stehen Berater der Handwerkskammer Hannover per telefonischer Beratung zu allen Fragen rund um die Ausbildung zur Verfügung. Hierbei kooperiert die Handwerkskammer Hannover mit den Bundesarbeitsagenturen für Arbeit in der Region Hannover.

 

Der Leiter des Geschäftsbereichs „Wirtschaft“ der Handwerkskammer Hannover Dietmar Rokahr und der Abteilungsleiter „Wirtschaftspolitik und Unternehmensberatung“ Dr. Matthias Lankau erläuterten der FDP-Delegation, dass neben den Zuschusshilfen durch Land und Bund auch der im Zuge der Corona-Pandemie erleichterte Zugang zum Kurzarbeitergeld sowie der besondere Einsatz der Handwerksbetriebe wichtige Instrumente zur Abfederung der wirtschaftlichen Situation gewesen sind und die Beschäftigtenzahlen im Bereich des Handwerks trotz der wirtschaftlichen Beschränkungen und der hieraus resultierenden zu erwartenden Umsatzrückentwicklungen in der Corona-Pandemie stabil gehalten werden konnten. Insbesondere in Branchen des „gewerblichen Bedarfs“, die als Zulieferer für die Industrie fungieren, gehen 58% der Betriebe davon aus, dass ihr Umsatz zum Jahresende geringer ausfallen wird als im Jahr 2019. Gleichzeitig bestehe weiterhin das akute Problem des Fachkräftemangels. Mit verschiedensten Bildungsangeboten, wie zum Beispiel dem trialen Studium Handwerksmanagement und dem Berufsabitur, bei dem auf dem Weg zum Abitur parallel die Gesellenprüfung absolviert werden könne, versucht die Handwerkskammer Hannover hier gegenzusteuern.

 

Als Forderungen an die Politik benannte Rokahr insbesondere den Erhalt und eine Anreizsetzung zur Schaffung von Nachfrage über Investitionen der öffentlichen Hand. Der Garbsener Bürgermeister Dr. Christian Grahl betonte, dass es seine erklärte Absicht sei, zukunftsorientierte Investitionen trotz der aktuellen finanzpolitischen Herausforderungen der Kommunen weiterhin bestmöglich zu tätigen. Weitere wirtschaftspolitische Forderungen der Handwerkskammer Hannover zur Bewältigung der Corona-Pandemie sind ein deutlicher Bürokratieabbau zur Entlastung der Betriebe zum Beispiel durch verbesserte Abschreibungsbedingungen, die vollständige Abschaffung des Solidaritätsbeitrags und eine fortgesetzte Liquiditätsunterstützung der von der Corona-Pandemie besonders betroffenen Betriebe zur Abfederung der zu erwartenden Insolvenzwelle. Darüber hinaus bedarf es einer ganzheitlichen Gründungs- und Übernahmeförderung, etwa durch Einführung eines Zuschusses für Investitionen im Rahmen der Gründungsprämie im niedersächsischen Handwerk.

 

Damit Auszubildende und Kursbesucher das Bildungszentrum der Handwerkskammer Hannover in Garbsen noch schneller mit dem Öffentlichen Personennahverkehr ansteuern können, wünschen sich die Vertreter der Handwerkskammer einen dichteren Takt zur besseren Erreichbarkeit des Bildungszentrums mit der entsprechenden Bushaltestelle „Garbsen Berenbostel Kahlriethe/FBZ“ morgens zum Zeitpunkt des Beginns der Kurse im Bildungszentrum um 7:30 Uhr und am späten Nachmittag. Betroffen sind hier insbesondere Verbindungen über die Buslinien 400, 421 und 430 der Regiobus. Die FDP-Fraktion Region Hannover wird dieses Anliegen im Zuge der politischen Beratungen des Entwurfs des Nahverkehrsplans 2020 der Region Hannover unterstützen und einen entsprechenden Antrag einbringen.

 

Die Vorsitzende der FDP-Fraktion Region Hannover Christiane Hinze dankte, auch im Namen ihrer Fraktionskollegen Thomas Siekermann, Klaus Nagel und Daniel Farnung den Vertretern der Handwerkskammer für die umfassenden Informationen im Rahmen des gemeinsamen Werkstattgesprächs und betonte die Bedeutung einer fortgesetzten und vertieften Zusammenarbeit der Region Hannover mit der Handwerkskammer Hannover mit Schwerpunktsetzung vor allem auf den Bereich der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit.

Thomas Siekermann (stellv. Fraktionsvorsitzender FDP-Regionsfraktion), Grigorios Aggelidis (MdB), Dr. Stefan Birkner MdL (Fraktionsvorsitzender FDP-Landtagsfraktion Niedersachsen), Klaus Nagel (stellv. Fraktionsvorsitzender FDP-Regionsfraktion), Christiane Hinze (Vorsitzende FDP-Regionsfraktion), Prof. Dr. Hans-Jörg Jacobsen (Vorstandsmitglied FDP Garbsen), Peter Schaal (Bereichsleiter „Lernortentwicklung und Ausbildungsberater“ der HWK), Peter Karst (Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hannover), Dietmar Rokahr (Geschäftsführer Geschäftsbereich „Wirtschaft“ der HWK), Daniel Farnung (FDP-Regionsabgeordneter), Dr. Matthias Lankau (Abteilungsleiter „Wirtschaftspolitik und Unternehmensberatung“ der HWK), Dr. Christian Grahl (Bürgermeister der Stadt Garbsen) und Karl-Wilhelm Steinmann (Präsident der Handwerkskammer Hannover).